Vor kurzem hörte ich diese These von Herrn Beckmann und Herrn Hafkemyer. Ein spannendes Beispiel lieferten sie zur These: Bettina Wulff klagte im September gegen Google. Sie wollte verhindern, dass bei der Eingabe von Bettina Wulff bei der Googlesuche automatisch Prostituierte oder Escort als Suchvorschlag erscheint. Über die Intension hinter der Klage spekuliere ich an dieser Stelle nicht.
Interessant ist, selbst wenn die Klage erfolgreich wäre, gibt es für die Internetnutzer andere Wege ähnliche Effekte zu erzielen, wie bei der Googlesuche. So vergaben Internetnutzer z. B. auf Amazon fleißig Tags für das Buch von Frau Wulff (siehe HIER). Die Tags sind zahlreich (376 am 19.10.2012) und bewegen sich auf einem ähnlichen Niveau, wie Escort oder Prostituierte.
Warum schreibe ich dies? Was bedeutet dies für größere Organisationen? Immer mehr Social Media Anwendungen werden in Organisationen für die interne Kommunikation implementiert. Das Beispiel mit Frau Wulff zeigt, dass neue Kommunikationskanäle entstehen, an die vorher niemand dachte, da Mitarbeiter Anwendungen eventuell anders nutzen, als angedacht.
Das Beispiel und die These fokussieren noch auf einen weiteren Aspekt. Den Verantwortlichen für Kommunikation wird es schwerer fallen, unliebsame Kommunikation zu stoppen. Einmal in Umlauf gebrachte Informationen sind nicht mehr einzufangen. Selbst wenn die Kommunikationsleute einen Kanal bzw. eine Möglichkeit sperren (wie Wulff bei Google), gibt es Wege, diese Sperre zu umgehen.
Deshalb lässt sich festhalten, dass sich aufgrund der Verbreitung von Social Media in Organisationen der Umgang mit Informationen mittelfristig ändert. Unliebsame Informationen können auf zahlreichen Wegen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Den Umgang mit den brisanten Informationen thematisieren die Mitarbeiter über verschiedene Kanäle in einer großen Geschwindigkeit. Als falsch empfundene Reaktionen von der Geschäftsleitung oder der Kommunikationsabteilung können in Shitstorms ausarten. Ich glaube, Social Media führt zu einem offeneren Umgang mit der Weitergabe von Informationen, der noch eingeübt wird. Wie dieser Umgang genau aussieht, wird sich noch zeigen.
Oktober 19, 2012 um 20:52 Uhr
Hier werden zwei unterschiedliche Nutzungen von Social Media in Unternehmen angesprochen — im internen Bereich dienen diese Anwendungen häufig dem Wissensmanagement, der Kollaboration oder der internen Kommunikation, bspw. durch Corporate Blogs. Auch der in einigen Unternehmen immer stärker werdende Bereich des Social Learning wird über diese Kanäle abgewickelt. Ein Konflikt entsteht hier so gut wie gar nicht, im Gegenteil. Gerade in diesem Bereich müssen oft begleitende motivatorischer Mechanismen parallel eingeführt werden. Der andere Bereich betrifft quasi die diversifizierte PR. Diese führt unweigerlich in vielen Unternehmen zu Social Media Guidelines, die sich aber wiederum oft auch als Hemmschuh für die willige Belegschaft darstellt, weil sie zu eng gefasst wurde. Letztlich ist hier ein Schulungsbedarf in den Unternehmen entstanden, um eine gewisse Aufmerksamkeit der Angestellten gegenüber ihrer Verantwortung zu erzeugen. Komplett in den Griff bekommen wird man nie, dass es eventuell jemanden gibt, der bei Veröffentlichungen es nicht so genau nimmt. Letztendlich sind aber viele Unternehmen sehr interessiert am Engagement der Belegschaft in dieser Hinsicht, denn das im positiven Fall damit verbundene Empfehlungsmanagement wirkt sich in der Regel häufiger positiv auf die Rekrutierung, die Markenpflege und die Produktwerbung aus. Ein Schwerpunkt liegt derzeit interessanterweise häufig auf der Rekrutierung.