In den letzten Wochen war es auf diesem Blog sehr ruhig. Der Grund ist einfach. Ich schrieb an meiner Dissertation. Bis Weihnachten werde ich hier ein paar Ergebnisse dieser Arbeit darstellen. Ich beschäftigte mich mit der Frage, welchen Einfluss Enterprise 2.0 auf die interne Unternehmenskommunikation nimmt. Ich führte in vier Organisationen Interviews durch und analysierte den Wandel, der durch die neuen Kommunikationsmedien verursacht wurde. Die Darstellung wird in folgende Themen unterteilt (vorläufig und noch nicht vollständig):
1. Der Kaffeeklatsch im Enterprise 2.0
2. Wie bearbeitet Enterprise 2.0 die Informationsüberflutung der Mitarbeiter?
3. Kann Enterprise 2.0 Silo– und Hierarchiegrenzen durchbrechen?
4. Die Ausweitung der dialogischen Kommunikation durch Enterprise 2.0
5. Die Bearbeitung von großen Problemen eines Unternehmens durch Enterprise 2.0
6. Begrenzungen von Enterprise 2.0 — unterteilt in:
- Abwägungen bei der transparenten Kommunikation im Enterprise 2.0
- Die Rolle der Fremdsprachenkenntnisse
- Die Schnelligkeit in der Kommunikation
- Die soziale Kontrolle im Enterprise 2.0
7. Welche Steuerungsoptionen gibt es im Enterprise 2.0?
8. Das Ende der Hierarchien?
9. Ist das mittlere Management der Verlierer der Einführung von Enterprise 2.0?
and so on
Alle zwei oder drei Tage wird es ein neues Thema geben. Dabei bemühe ich mich, die Wissenschaftssprache so wenig wie möglich zu gebrauchen.
Heute geht es los mit dem Kaffeeklatsch im Enterprise 2.0
Bevor ich das Rätzel löse, welches sich hinter der Überschrift verbirgt, möchte erläutern, warum ich das Thema Enterprise 2.0 so spannend finde: Einerseits gibt es große Hoffnungen, die in Enterprise 2.0 (Steigerung der Wertschöpfung von ca. eine Billion US-Dollar) gesteckt werden (vgl. Chui et al. 2012 — McKinsey-Studie). Andererseits sollen bis 2015 80% der Enterprise 2.0-Projekte scheitern (vgl. van der Meulen/Rivera 2013 — Gartner-Studie). Ich möchte einige Hinweise darauf geben, wie diese Diskrepanz zwischen Hoffnung und Umsetzung erklärt werden kann. Grundsätzlich gilt: Das Ausschöpfen der Potenziale ist voraussetzungsvoll, weshalb die alleinige Integration von technischen Kommunikationsplattformen nicht die erhofften Effekte erzielt.
Ein grundsätzliches Ergebnis meiner Arbeit ist, dass durch Enterprise 2.0 die transparente informelle Kommunikation massiv ausgeweitet wird. Was meine ich damit? Gespräche, die früher im kleinen Kreis vor dem Kaffeeautomaten, auf dem Flur oder beim Mittag in der Mensa geführt wurden, werden teilweise ins Enterprise 2.0 übertragen. Diese Feststellung mag zunächst banal klingen, ist aber in ihrer Bedeutung für die interne Kommunikation nicht zu unterschätzen. Früher bekamen die Gespräche nur die beteiligten Personen mit, im Enterprise 2.0 kann sie theoretisch jeder sehen. Dies bedeutet, alle können den Kaffeeklatsch der anderen sehen. Es entsteht ein neuer kommunikativer Raum, oder einfacher ausgedrückt, es etabliert sich eine völlig neue Spielwiese, die Potenziale aber auch Risiken mit sich bringt.
Die Mitarbeiter können durch Enterprise 2.0 viel mehr Informationen einsehen. Die Mitglieder eines Unternehmens leiden dadurch in der internen Kommunikation nicht mehr unter einem Informationsdefizit, sondern an einer Informationsüberflutung. Das sich ausweitende Problem der Informationsüberflutung, welches in geringerem Ausmaß schon vor der Nutzung von Enterprise 2.0 existierte, muss von den Mitarbeitern bearbeitet werden. Nur durch eine sinnvolle Bearbeitung liefert die Kommunikation im Enterprise 2.0 einen Mehrwert fürs Unternehmen. Wie diese aussieht, soll in zwei oder drei Tagen beantwortet werden. Dabei wird ersichtlich werden, warum es sinnvoll sein kann, wenn alle Mitarbeiter den Kaffeeklatsch sehen.
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