Vor ca. 3 Monaten führte Facebook den Hashtag (#) ein. Ich und sicherlich andere Twitternutzer dachten wahrscheinlich, endlich, es wurde höchste Zeit!
Twitternutzer kennen nämlich die Vorteile des Hashtags.
a) Die Sender von Beiträgen/ Informationen erreichen ein größeres Publikum, da die Reichweite steigt. Die Ursache dafür ist, dass nicht nur Follower den Tweet sehen, sondern auch Nutzer, die nach einem Hashtag suchen.
b) Hashtags selektieren im Meer der Informationen, weshalb Informationssuchende sehr leicht zu einem Thema Informationen finden können, wenn sie den richtigen Hashtag kennen.
c) In diesem Blog gibt es rechts unten ein Element, in dem immer angezeigt wird, was mit dem Hashtag #socbiz als letztes gepostet wurde. Damit stelle ich den Lesern des Blogs aktuelle Informationen zur Verfügung, die mit hoher Wahrscheinlichkeit thematisch etwas mit dem Blog zu tun haben. Das Beste ist, dafür mache ich keinen Finger krumm.
Trotz dieses Wissens setzt sich der Hashtag bei Facebook nicht durch. Molly McHugh fragt sogar danach, warum wir auf Facebook Hastags hassen? Eine spannende Frage. Noch gewichtiger wird die Frage, wenn man weiß, was das Facebook-Analytics-Unternehmen „EdgeRank Checker“ heraus fand: Das Nutzen von Hashtags auf Facebook schränkt die Reichweite des Beitrags sogar ein. Es ist also besser auf Facebook auf Hashtags zu verzichten, da sie das Gegenteil bewirken.
Die Grafik verdeutlicht dies eindeutig. Beiträge mit Hashtags wurden bei Facebook in 0,8% und ohne Hashtags in 1,3% der Fälle geteilt. Bei Twitter ist es genau anders herum. Mit Hastags werden fast 0,07% retweetet und ohne Hashtags nur 0,04%. Woran liegt dies?
T3n vermutet: “Ein Grund für die unterschiedliche Performance könnte beispielsweise darin liegen, dass sich die Plattformen grundlegend unterscheiden. Während man auf Facebook die sozialen Kontakte pflegt und mit Freunden, Bekannten und Verwandten kommuniziert, liegt das Hauptaugenmerk bei Twitter auf dem Informationsaustausch.” Die These ist, die Art und Weise der Nutzung unterscheidet sich. Dies ist offensichtlich richtig! Bei Facebook wollen viele nicht die Welt mit ihren Beiträgen erreichen, sondern die digitalen Freunde. Dies erklärt jedoch noch nicht, wie t3n selbst anmerkt, warum sich das Nutzen von Hashtags sogar negativ auf das Teilen auswirkt?
Meine zentrale Antwort wäre die soziale Kontrolle der Nutzer in Facebook. Ich selbst habe in den ersten Wochen mehrfach gesehen, wie Nutzer Beiträge mit Hashtag negativ kommentierten. Die Hauptargumente waren, es stört den Lesefluss und sieht nicht schön aus. Sehr “rationale” Argumente. Ich habe vollmundig in die Welt posaunt, dass die Kritiker noch einsehen werden, wie sinnvoll der Hashtag ist. Bisher bestätigt sich meine Prognose nicht. Meine subjektive Empfindung ist, die Hashtags sind über den Sommer weniger geworden.
Scheinbar ist die soziale Kontrolle der Masse, die eine bestimmte Art und Weise der Nutzung (Handlungsroutine) von Facebook einübte, stärker, als die zunächst nicht greifbaren Vorteile der Nutzung von Hashtags. Diese Feststellung ist nicht unerheblich für Experten, die sich mit Enterprise 2.0 beschäftigen. Dieses Phänomen wird regelmäßig bei Web 2.0 auftreten. Die einmal eingeübte Art und Weise der Nutzung eines Tools in einer Organisation wird sich nicht so einfach ändern lassen. Dafür sorgt die sozialen Kontrolle der Nutzer, die im Web 2.0 durch Kommentare, Likes usw. sehr einfach möglich ist. Deshalb werden wir uns in Zukunft häufiger mit der Frage auseinander setzen müssen, wie wir Wandlungsprozesse im Enterprise 2.0 bewirken können? Einmal eingeführte große social intranets, kann ein Unternehmen nicht so einfach einstampfen und neu aufsetzen, wie dies bisher bei kleineren Tools der Fall war.
Was meint Ihr, woran liegen die Schwierigkeiten des Hashtags und wird es “Wandlungsexperten” für die Art und Weise der Nutzung von Enterprise 2.0 geben?
September 18, 2013 um 16:19 Uhr
Danke, dass Du Zahlen anführst, die zeigen, dass der hashtag auf Facebook nicht beliebt ist. Für mich fühlt er sich auf Facebook nicht richtig an — obwohl ich ihn auf Twitter sehr schätze. Ich denke, es liegt aber nicht vorwiegend an den eingeübten Routinen, das auch. Eine Routine würde sich ändern, wenn das neue Tool den Bedürfnissen der Nutzer entsprechen würde. Wie Du selbst schreibst, sind die Bedürfnisse für die Nutzung von Facebook oft andere als für Twitter. Das ist entscheidend, also offenbar die soziale Aneignung eines Instruments. Ich habe unter meinen Facebook-Freunden seit kurzem einige ausgemacht, die den hashtag nutzen. Ihre Bedürfnisse sind häufig so ausgeprägt, dass sie mit ihrem großen Freundes– und Bekanntenkreis (Sach-)Diskussionen führen wollen, die eben auf diesen Kreis beschränkt bleiben (etwas, das auf Twitter kaum möglich ist, da sich jeder einmischen kann, wenn er möchte). Setzen sich solche Nutzer weiter auf Facebook durch, wird es möglicherweise auch der hashtag zu mehr Einfluss bringen. Ich persönlich nutze Facebook auf diese Art und Weise allerdings überhaupt nicht.